Ideal und Form – Skulpturen der Berliner Bildhauerschule



Hesperus

Die Prinzessinnengruppe von Johann Gottfried Schadow. Bild Hesperus
Die Prinzessinnengruppe von Johann Gottfried Schadow. Bild: Hesperus

In sakraler Atmosphäre sind Skulpturen des 18. und 19. Jahrhunderts zu bestaunen: 50 Objekte aus dem Bestand der Alten Nationalgalerie erfüllen die Friedrichswerdersche Kirche mit Meisterwerken der Berliner Bildhauerschule.

Betritt man den 1830 im gotischen Stil fertiggestellten Bau, empfängt den Besucher ein preußisches Geschwisterpaar. Die bereits 1797 geschaffene »Prinzessinnengruppe« des Bildhauers Johann Gottfried von Schadow zählt zu den Hauptwerken des Berliner Frühklassizismus. Gleich neben den Prinzessinnen Luise und Friederike steht Hermes, der Götterbote, ein Werk des Künstlers Emil Wolff, eine »Antikenergänzung«, die um 1824 entstand.

Unter dem imposant hohen Gewölbe der heutigen Museumskirche versammeln sich die Werke so namhafter Künstler wie Christian Daniel Rauch, der Bildhauerinnen Angelica Facius, Elisabet Ney und Anna von Kahle oder Adolf von Hildebrand und Arthur Volkmann. Galt noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Stil der Antike als Maßstab bildhauerischen Schaffens, wurden ab seiner Mitte Künstler wie Michelangelo und Bernini zum Vorbild. Denn nicht nur für die sogenannten »Deutschrömer« – den in der Ewigen Stadt lebenden Künstlern und Literaten aus dem deutschsprachigen Raum – war Italien das Land, aus dem jeder Meister zuvor seine Inspiration zog.

So stehen die teils überlebensgroßen Werke in der Friedrichswerderschen Kirche ihren großen italienischen Vorbildern in nichts nach. Bereits 1747 von Friedrich dem Großen als offizielles Hofbildhaueratelier etabliert, erarbeitete sich die Berliner Bildhauerschule bald weltweite Beachtung, ihre Werke wurden auf internationalen Ausstellungen gefeiert und fanden Sammler weit über Europas Grenzen hinaus.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begegnete die Bildhauergeneration um Hildebrand und Volkmann dem bisherigen monumentalen Pathos mit einem deutlich reduktionistischeren Stil. Wahrnehmungspsychologische Erkenntnisse wirkten auf die bildhauerische Form, man experimentierte mit Lasuren und Marmortönungen und entfernte sich vom Ideal der reinen, weißen Skulptur. Einige dieser Werke erstrahlen nun wieder, nach langer Zeit im Depot und aufwändigen Restaurierungen, in neuem Glanz in der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin Mitte.


Doppelstandbild zweier Prinzessinnen. Fast hundert Jahre vergessen, gilt es heute als ein Hauptwerk des Berliner Frühklassizismus.


Friedrichswerdersche Kirche Innen
Friedrichswerdersche Kirche. Bild: Hesperus

»Ideal und Form«Friedrichswerdersche KircheWerderscher Markt10117 BerlinÖffnungszeitentgl. (außer Mo) 10:00 – 18:00


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