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Andreas Jürgens

Nirgendwo sonst ist die Weinkultur so verwurzelt, die Rebsortenvielfalt so groß wie in Europa. Der Weinanbau zählt hier zu den ältesten Kulturtechniken und spielt traditionell, aber auch wirtschaftlich eine große Rolle. Bleibt die Frage zu klären: Wer hat den Wein erfunden?

Der Lärmer und sein Gefolge

Von den Berghängen aus sah man sie schon von Weitem. Dort unten näherte sich, immer den Fluss entlang, eine Menge seltsamer Gestalten. Ein lärmender Zug extatisch tanzender Frauen, mit strahlend weißer Haut und langen, schwarz glänzenden Haaren. Dazwischen furchterregende, gefleckte Raubtiere, die sich wie von einem Zauber gezähmt bewegten. Dann kamen Mischwesen mit menschlichem Antlitz, aus denen die Hörner und Ohren von Ziegenböcken wuchsen – efeugeschmückte Trinker, rotgesichtig und grinsend. Ihr schrilles Flötenspiel und das rhythmische Trommeln der Tambourine folgte dem Takt eines mit Reben umwundenen Stabs, auf dessen Spitze ein großer Pinienzapfen steckte. Der ihn in seiner Hand hielt, musste ihr Anführer sein. Auf einem wilden Tier reitend, das wie das ganze Gefolge unter seinem Bann zu stehen schien, trieb er die Menge an.

In der Polis herrschte unterdessen Aufregung. Die Ältesten rieten zur Vorsicht vor diesem Wesen und seinem Tross. Denn ein zweifelhafter Ruf eilte ihm voraus; man nenne ihn den Lärmer, aber auch den Sorgenbrecher. Wo er hinkäme, liefen ihm die Frauen zu und gerieten bald in einen Rauschzustand, tanzten, bis sie erschöpft umfielen. Er sei ein Umherirrender, bis ans Ende der Welt solle er schon gereist sein. Seine Feinde könne er mit Wahnsinn schlagen, die ihm freundlich Gesinnten aber weihe er in geheimes Wissen ein. Er offenbare den Menschen eine ›andere Wirklichkeit‹. Trotz seiner ungewöhnlichen Erscheinung suche er die Nähe zu den Menschen, im Guten wie im Schlechten.

Konnte man so einem trauen, ging von dem und seinen Anhängern nicht eine große Gefahr aus und musste man nicht die Ordnung in der Polis bewahren? Wie sollte man ihn empfangen – mit Pfeilen oder mit Gastfreundschaft? Wer war dieser Mann, der von sich behauptete, ein Sohn des Zeus und einer Menschenfrau zu sein?


Die Landschaft in der die Edle Weinrebe gedeihen soll, muss sich ihrer würdig erweisen


Die Edle unter den Reben

Wilde Formen der Rebe gab es schon vor ca. 60 Millionen Jahren. Ihre Urform ist eine Waldpflanze, die an Bäumen emporwächst. Als Liane klettert sie, immer der Sonne entgegen, ungezügelt in die Höhe, bringt aber nur wenige saure Beeren hervor. Die Schlingpflanze will hoch hinaus, sie braucht das Licht und umgeben von anderen Bäumen die Schatten werfen, wachsen die kräftigsten Triebe nur ganz oben. Diese Kletterhilfe benötigt sie aber auch als kultivierte Art. Mit Spalier und Draht werden die Rebstöcke in Form gebracht und regelmäßig beschnitten. Sie könnten sonst, wie ihre wilden Verwandten, durchaus 20 Meter in die Höhe wachsen. Dieser Schnitt lässt die Triebe der Rebstöcke im folgenden Jahr wieder kräftig wachsen und trägt so zur Traubenreife bei. Doch bis der sogenannte Rebschnitt eingesetzt wurde, vergingen viele Jahrtausende.

Das Geschöpf, das aus der wilden Rebe eine Kulturpflanze machen sollte, erschien erst sehr viel später, nämlich vor ungefähr 300 000 Jahren. Zunächst ernährte es sich, wie die Tiere seiner Umwelt auch, von den Beeren. Aber Homo Sapiens ließ sich viel Zeit, um auch in den Trinkgenuss von Wein, und mit ihm zum Rausch, zu kommen. Bis er also gewissermaßen zum Homo alcoholicus wurde, dauerte es noch eine evolutionäre Weile. Der Mensch und die Rebe lebten viele Jahrtausende nebeneinanderher, bevor sie eine ernsthaft kultivierte Beziehung eingingen. Erst als er sesshaft wurde, als er begann zu kultivieren – also anzubauen und zu züchten – veränderte sich sein Verhältnis zu dieser Pflanze. Denn Wein ist nicht nur ein Naturprodukt, er ist vor allem ein Kulturprodukt. Die Natur liefert die Beere, aber erst durch den Menschen wird sie in einem oft Jahre dauernden Prozess veredelt – bis sie schließlich zu Wein wird.

Herstellen kann man Wein theoretisch überall dort, wo ein geeigneter Keller und durstige Kehlen vorhanden sind. Doch die Edle Weinrebe lässt sich nicht überall nieder. Vitis vinifera subspecies vinifera, so ihr wissenschaftlicher Name, bevorzugt die Zonen, in denen die günstigsten klimatischen Bedingungen für ihr Wachstum vorhanden sind. Eine Landschaft in der die Edle Weinrebe gedeihen soll, muss sich also ihrer würdig erweisen, weshalb man in manchen Teilen Europas auch von Weinbauwürdigkeit spricht. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind, neben einem gemäßigtem Klima, geeignete Bodenverhältnisse. Die meisten Weinbauregionen liegen deshalb in den zwei sogenannten Rebengürteln, den geographischen Bereichen, in denen die Kriterien für den Qualitätsweinbau erfüllt werden. Die großen europäischen Weinbauregionen liegen im nördlichen Rebengürtel, zwischen dem 40. und dem 50. Breitengrad.


Weinberge sind nicht nur Anbauflächen, sondern meist von besonderer Schönheit – wie hier in der Südsteiermark.


Europas Weine Styria vineyards landscape
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Feuer und Wein?

Die Ursprünge der kultivierten Rebe sind eng verbunden mit der Geschichte alter Bevölkerungsgruppen, die im Gebiet zwischen Kaspischem Meer und Mittelmeer siedelten. Hier wurde es den Bewohnern irgendwann zu mühevoll, nach wenigen Trauben auf Bäume zu klettern. Sie fingen an, die Reben in bequemer Griffhöhe zu pflanzen. Ob diese frühen Winzer ahnten, dass die Mühseligkeiten damit erst richtig losgingen? Der Weinanbau und die Vinifikation, die Weinbereitung, haben ihre Wurzeln also vermutlich im Bereich zwischen dem Kaukasus und der Levante. Nach der Domestizierung der Wilden Rebe verbreitete sie sich von hier aus. Weiter nach Osten gelangten die Trauben auch als Tafel- bzw. Esstrauben, entlang der Landhandelswege bis nach Zentralasien. Mit der Verbreitung entstand auch bald die Unterscheidung zwischen Trauben zum Frischverzehr, wie wir sie heute im Obstregal finden, und solchen für die Weinbereitung, den Keltertrauben. Die Keltertrauben sind im Vergleich zu den etwas größeren Esstrauben echte ›Dickhäuter‹ und haben meist einen höheren Säuregehalt und mehr Tannine.

Georgien. Südkaukasus. »Hier hat Europa begonnen!« heisst es selbstbewusst in einem Slogan des Georgischen Tourismusministeriums. Der Kaukasus gilt als eine der geographischen Grenzen Europas, Georgiens Norden liegt praktisch an der Südabdachung des Gebirges. Man bezeichnet sich auch gern als »Balkon Europas« – und solche Balkone können hier schon mal in über 5000 Meter Höhe liegen. Im Kaukasusgebirge gibt es gleich mehrere solcher Erhebungen. Eine davon ist der Kasbek, der ein auch in mythologischer Hinsicht bedeutungsvoller Ort ist. Einst soll hier der Titan Prometheus angekettet worden sein. Zur Strafe dafür, dass er gegen den Willen Zeus‘ den Menschen das Feuer brachte, eine ebenso nützliche, wärmende Göttergabe wie der Wein. Denn auch dessen Ursprung nimmt man hier für sich in Anspruch. Wurde der Südkaukasus also gleich zweimal zur Bühne für die Götter?

Etwa 200 Kilometer weiter, im Süden des Landes, liegt Gadachrili Gora. Archäologen legten hier eine kleine Siedlung mit Lehmziegelhäusern frei. In ihnen lebten vor ca. 8000 Jahren Bauern, die offenbar den kultivierten Rausch gekannt hatten. Diese prähistorischen Menschen zählen wohl zu den ersten Winzern. Ihre Tongefäße waren mit Darstellungen von Reben verziert und lagerten eingegraben im Boden ihrer Häuser. Auf diese Weise wird hier auch heute noch in sogenannten »Quevris«, einer Art georgischer Amphore, Wein ausgebaut. Bei der chemischen Untersuchung dieser Gefäße fand man Weinrückstände, außerdem Traubenkerne, die auf Weinstöcke in der Nähe des Dorfes hinweisen sollen. Können wir uns die frühen Bewohner der Gegend also einfach als gesellige Wesen vorstellen, die auch ausgelassen zu feiern wussten? Oder war der Genuss ihres Weines, wie auch immer er geschmeckt haben mag, für sie eher eine Art bedächtiges Ritual?


Beim Symposion tranken die Götter mit – und verlangten ihre Opfer


Weinkultur, über Jahrtausende gewachsen

Supras, die traditionellen Tischrunden mit Familie und Freunden, haben in Georgien eine lange Tradition. Dabei ist der Tamada, der Zeremonienmeister, zuständig für die Trinksprüche. Angestoßen wird auf Gott, auf die Familie, auf die Heimat der Anwesenden, aber in schwierigen Zeiten auch auf Frieden oder Heilung. Je nach Zusammensetzung der Runde und Könnerschaft des Tamadas geraten diese Toasts sehr poetisch. Der Tamada sollte nicht nur sachkundig und eloquent, sondern auch trinkfest sein, denn nach jedem Spruch leert er sein Glas – manchmal auch ein Horn – in einem einzigen Zug. Auch wenn alle Teilnehmer sich bemühen, mindestens halb so viel wie der Tamada zu trinken, in der Runde sitzt immer einer, der es mit ihm an Schlagfertigkeit und Wissen aufnehmen will. Ein hohes Maß an Selbstbeherrschung wird trotz des Alkohols von allen erwartet, denn manche Supras dauern drei Stunden, andere drei Tage. Von einem schlichten Gelage kann hier also keine Rede sein.

Darin ähneln die Supras der Georgier den frühen Symposien des antiken Griechenlands. Das Symposion, das »gemeinsame Trinken« folgte einer ganzen Reihe von Regeln und Höflichkeitsformen. Um diese Abläufe entsprechend zu gestalten gab es wiederum einen Zeremonienmeister, den man Symposiarch nannte. Mit dem eigentlichen Trinken wurde erst begonnen, nachdem eine gemeinsame Mahlzeit eingenommen wurde, wohl auch als Grundlage für den Wein. Die Teilnehmer wuschen sich die Hände, legten sich Kränze aus Zweigen und Blüten an und der Duft von Weihrauch erfüllte die Räume. Bevor die Runde selbst zu trinken begann, wurde etwas Wein vergossen – die Götter tranken mit und verlangten ihre Opfer. Bei geistvollen Gesprächen, aber auch Gesängen und Witzen wurde nun der – meist verdünnte – Wein getrunken. Dabei änderte man das Mischverhältnis Wein zu Wasser je nach gewünschter Wirkung. So konnte der Symposiarch den Grad der Trunkenheit steuern. Pur tranken den Wein nur Barbaren.

Thukydides, dem antiken griechischen Geschichtsschreiber, wird die Aussage zugeschrieben, die Völker des Mittelmeeraumes hätten erst mit dem Anbau von Oliven und Wein den Weg aus der Barbarei gefunden. Was läge also näher, als die griechische Mittelmeerinsel Kreta als einen der Wegweiser zu benennen? Die Landschaft Kretas ist geprägt vom Wein- und Olivenanbau. Zwischen den die Insel durchziehenden Bergen gibt es fruchtbare Täler, in denen er, geschützt vor dem afrikanischen Wüstenwind, besonders gut gedeiht. Hier werden vorwiegend autochthone Rebsorten angebaut, insgesamt immerhin 20 Prozent der griechischen Weinproduktion. Auf Kreta finden sich noch viele Spuren der Minoer, die zur frühesten europäischen Hochkultur zählen. In der Nähe der Ruinen des Palastes von Knossos fand man eine der ältesten Weinpressen der Welt, vermutlich aus dem 2. Jahrtausend vor Christi Geburt.

Noch heute haben viele Kreter, ähnlich wie die Georgier, ihren eigenen kleinen Weingarten, oder doch zumindest ein paar Reben, die ihre Häuser schmücken. Kreta wird auch als der mythische Geburtsort des Zeus identifiziert und tatsächlich ist die Insel von einer göttlichen Schönheit. Gelegentlich trinkt man schon am Vormittag ein Gläschen Hauswein und geniesst dazu Oliven, in deren Öl getunktes frisches Brot, selbstgemachten Schafskäse oder Feigen vom eigenen Feld. Als Zeus sich in eine andere Schönheit, die phönizische Königstochter namens Europa verliebte, verwandelte er sich in einen weißen Stier. Die Prinzessin war nicht ängstlich und nachdem er sich eine Weile von ihr hatte streicheln lassen, entführte er sie – nach Kreta. Kaum wieder an den heimatlichen Strand zurückgekehrt, zeugte er mit ihr drei Söhne. Einer davon war Minos, der sagenhafte König der Minoer und Vater von Ariadne, die sich mit dem für den Wein zuständigen Gott Dionysos, ein Sohn des Zeus und einer Menschenfrau, vermählte. Götter und Menschen suchen eben einander, – aber es ist kompliziert.

Europas Weine Dionysos Mosaic
Dionysos Mosaic 4. Jh. v. Chr. / Yann Forget – Wikimedia
Europas Weine winemaker with glass of wine in vineyard
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Winzer setzen eine jahrtausendealte Kultur fort und entwickeln sie weiter. Auf die Zukunft!


Von Sachsen bis nach Sizilien, vom Douro bis zum Kaukasus

Die Römer, die den Weingott Bacchus nannten, eroberten Kreta 67 v. Chr. und gliederten die Insel vollständig in ihr Verwaltungssystem und damit in ihr wirtschaftlich-kulturelles Netzwerk ein. Mit den Römern hielt der Weinbau entgültig Einzug in die Kulturen des Kontinents. Zwar brachten zuvor schon die Griechen Kenntnisse des Weinbaus in ihre Kolonien in den Küstenregionen des heutigen Spanien, Frankreich und Italien. Auch die Etrusker brachten ihr Wissen bis in die Siedlungsgebiete der Kelten. Aber erst mit Ausdehnung des Römischen Reiches über den gesamten Mittelmeerraum und weite Teile Europas bis nach Germanien und Britannien, verbreitete sich Wein in großem Stil. In Rom galt er als Grundnahrungsmittel, das nicht nur der Oberschicht vorbehalten war.

Mit der Verbreitung von Wein in die Weiten der römischen Provinzen stieg seine Beliebtheit. Überall öffneten Tavernen und prägten das kulturelle Leben der Siedlungen und Städte. Ob Alto Douro, Bordelais oder Mosel – damals entstanden bereits viele der Weinbaugebiete, die heute zu den bekanntesten der Welt gehören. Nach dem Zerfall des alten Römischen Reiches waren es vor allem die Franken, die die Weinwirtschaft und auch deren kulturelle Entwicklung weiter vorantrieben, durch die Wettiner gelangte der Weinbau sogar bis nach Sachsen. Auch die wirtschaftlichen Aktivitäten der zahlreichen Klöster und Orden und die liturgische Rolle des Weins trugen zur Verbreitung maßgeblich bei. Viele der heute noch existierenden Weinlagen entstanden auch mit den Klostergründungen des Mittelalters. Allmählich gelangte der Wein in fast alle Regionen Europas. Mit den europäischen Siedlern und Missionaren erreichte er schließlich auch Amerika, Südafrika, Australien und Neuseeland. Die sogenannte Europäerrebe schlug einen globalen Erfolgskurs ein, der bis zum heutigen Tag anhält.

Die großen Weinregionen Europas konzentrieren sich, wie schon zu Zeiten der Römer, vor allem in der südlichen Hälfte, aber auch der hohe Norden entwickelt vinologische Perspektiven. Angebaut wird Wein in den unterschiedlichsten Lagen. An Steilhängen mit einer Neigung bis zu 70 Prozent, in geschützten Tälern ebenso wie an Vulkanen und in vom Salzwasser des Meeres umspülten Lagunen. Italien, das Buon Paese, ist bei der Weinproduktion Spitzenreiter, dicht gefolgt von Frankreich und Spanien. Allein in der Europäischen Union werden über 60 Prozent aller Weine der Welt produziert, durchschnittlich 165 Millionen Hektoliter pro Jahr. Die Hälfte der weltweiten Produktion trinken wir selbst, Portugiesen liegen dabei an erster Stelle des Pro-Kopf-Verbrauchs, mit durchschnittlich 50 Litern im Jahr. Wein ist aber auch eines der wichtigsten Exportgüter aus dem landwirtschaftlichen Sektor der EU. Zwar bilden westeuropäische Sorten heute die Grundlage der globalen Weinindustrie, aber auch Mittel- und Osteuropa entwickeln sich immer weiter und bereichern die europäische Weinbaukultur. In Ungarn, früher vor allem für seine süßen Weine bekannt, erzielt eine neue Winzergeneration große Erfolge beim Ausbau trockener Weißweine, auch mit autochthonen Rebsorten.


Eine neue Generation tritt ihr kulturelles Erbe im Weinberg an


Wie weiter, Wein?

Durch den Klimawandel verlagert sich der Rebengürtel und damit die günstigen Bedingungen für den Weinanbau aber auch immer weiter in den Norden Europas. So könnten bald schon Skandinavien und das Baltikum zu Kandidaten für den erfolgreichen Weinbau der Zukunft werden. Manche Weinbaugebiete liegen längst außerhalb des Rebengürtels. Zu den nördlichsten Weinbergen hinsichtlich des Qualitätsanbaus zählt der Werderaner Wachtelberg, nicht weit von Berlin, in der Mark Brandenburg. Dort wird immerhin schon seit über 800 Jahren Weinbau betrieben. Wann wir die ersten Topweine von der Insel Sylt oder vom Rigaischem Meerbusen genießen werden, lässt sich nicht genau voraussagen. Sicher ist nur: Dionysos und sein Gefolge ziehen weiter.

Die Bewohner der oben erwähnten Polis haben den Weingott und seinen Tross wohl nicht mit Pfeilen, sondern mit Gastfreundschaft empfangen. Ob ihr sagenhafter König Oineus dabei auf die Ältesten, auf seine Frau oder sein Bauchgefühl hörte? Jedenfalls empfing er Dionysos und zeigte sich dessen ungewöhnlichem Auftreten gegenüber aufgeschlossen. Denn der Lärmer hielt den Menschen ja nur einen Spiegel vor. Das richtige Maß zwischen Rausch und Genuss mussten sie selbst zu beherrschen lernen, nur der Gott besaß einen Amesthyt, einen zauberhaften Kristall, der ihn vor allzu heftigem Exzess schützte. Oineus hatte Glück: Der Weingott hatte es zwar auf dessen Frau abgesehen, aber er hinterließ Oineus auch eine kostbare Gabe: Er schenkte ihm einen Rebstock und weihte ihn in die Kunst des Weinbaus ein. Dankbar befahl dieser sofort die Täler Ätoliens mit Weinreben zu kultivieren – und noch heute erinnert die Arbeit im Weinberg an den sagenhaften griechischen König Oineus. Studenten der Weinbauwissenschaften tragen seinen Namen nach ihrem Abschluss mit sich. Als Önologen setzen sie die Tradition fort, indem sie sie beständig weiterentwickeln. Der an Universitäten in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Deutschland angebotene Studiengang Vinifera Euromaster lässt diesen Wissenschatz weiter wachsen.


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